Reifenbauarten

Radial, Diagonal und Bias-Belted …

… o.g. Konstruktionen beschreiben verschiedene Bauarten von Reifen. Während die Reifen im ausgehenden 19. Jahrhundert ausschließlich auf Karkassen diagonaler Bauart gefertigt wurden, geht der Trend im Automobilbereich seit seiner Erfindung 1946 eindeutig zum Radialreifen.

Der Verlauf der Cordfäden bestimmt die Reifenbauart:
Beim Diagonalreifen verlaufen die Cordfäden der Karkasse, die den tragenden Unterbau des Reifens bildet, unter wechselnden Winkeln, also kreuzweise, von Wulst zu Wulst.
Neue Anforderungen an Reifen, wie z.B. gute Dämpfungseigenschaften, hohe Laufleistung, bessere Haftung und Hochgeschwindigkeitsfestigkeit führten zur Entwicklung des Radialreifens:
Bei ihm verlaufen die Cordfäden im rechten Winkel (90°) zur Laufrichtung, wodurch die Flanken flexibler werden. Mehrere Lagen Stahlcord über der Karkasse, die einen Gürtel bilden, ermöglichen eine bessere Formstabilität auch bei höheren Geschwindigkeiten. So wurde es mit der Erfindung des Radialreifens erstmals möglich, gegenläufige Anforderungen an den Reifenaufbau miteinander zu verbinden.

Radialreifen, die auch im Hochgeschwindigkeitsbereich formstabil bleiben, haben im PKW-Segment den Diagonalreifen nahezu vollständig abgelöst. In anderen Bereichen aber, wie bei Zweirädern, Off-Road-Fahrzeugen und in der Landwirtschaft ist die diagonale Bauart noch zu finden. Also vor allem dort, wo ein Einsatz in schwierigem Gelände – wie z.B. auf unebenen Untergründen, im Wald und am Hang – gefordert ist. Hier ist die seitliche Stabilität ein Vorteil für das Fahren sowie auch ein Schutz vor Verletzungen.

Eine Mischform der beiden Bauarten (Diagonal & Radial) ist häufig bei schweren Touring-Motorrädern zu finden: Die Bias-Belted-Bauweise kombiniert eine Diagonalkarkasse mit einem Gürtel und verbindet die Vorteile der stabileren Flanke für Schräglagen in Kurven mit den Vorteilen der gleichmäßigeren Aufstandsfläche für besseren Straßenkontakt.

Reifenbauarten am Beispiel Motorrad-Reifen

1 — Radial

2 — Diagonal

3 — Bias-Belted

Die technischen Konzepte der einzelnen Bauarten wurden und werden, je nach Anforderungen an ihren Einsatzbereich, weiter entwickelt. So konnte der Vorteil der Hochgeschwindigkeitsfestigkeit von Radialreifen durch zusätzliche (0-Grad)Abdecklagen aus hochzugfesten High-Tech-Materialien noch weiter gesteigert werden. Entsprechend eignen sich solche Reifen besonders für sportliche Fahrer sehr leistungsstarker PKW’s und Motorräder.

Eine besondere Form der radialen Bauart stellen Notlauf-Reifen mit ihrer verstärkten Seitenwand dar. Und seit einigen Jahren können nach ISO 16992 genormte Runflat-Reifen auch mit RF als Variante des Bauartcodes R (Radial) gekennzeichnet werden.

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